Mit 3 einfachen Schritten zum wirklich nachhaltigen ETF

Es gibt etwa 10.000 ETFs weltweit, mit stark steigender Tendenz.[1] Die große Auswahl führt dazu, dass es immer schwieriger wird, den passenden ETF zu finden - insbesondere, wenn dabei die Nachhaltigkeit bedacht werden soll.

Wie finde ich also ETFs, die meinen Wertvorstellungen entsprechen und vom Zukunftstrend Nachhaltigkeit profitieren? Und warum spielt die Auswahl des Anbieters (z.B. Aumundi oder iShares) eine wichtige Rolle?

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Wichtig: Das hier ist keine Finanzberatung. Diese Informationen sind keine Kaufempfehlungen. Jede Investitionsentscheidung triffst du alleine und trägst auch selber die damit verbundenen Risiken. Wir übernehmen keine Gewähr über die Richtigkeit der Angaben.

Kurzer Reminder: was sind nachhaltige ETFs

Die meisten nachhaltigen ETFs basieren auf einem „konventionellen“ Index (z.B. MSCI World). Aus diesem werden dann mit festgelegten Nachhaltigkeitskriterien („Indexregeln“ oder „Index-Methode“) Unternehmen ausgeschlossen. Dieser Index (z.B. MSCI World SRI) dient jetzt als Grundlage für die tatsächlichen handelbaren ETFs von einem ETF-Emittenten (z.B. iShares, Xtrackers, Lyxor, Amundi).

Fast noch wichtiger ist der ETF-Anbieter. Denn diese können das Stimmrecht der Aktien wahrnehmen. Dadurch beeinflussen Sie die Unternehmensstrategie. Amundi oder BNP Paribas sind dort deutlich besser als iShares (siehe unten). TODO

Wichtig ist es, vor allem die Kriterien für den nachhaltigen Index zu prüfen. In diesem Zusammenhang werden meistens ESG-Ratings genutzt. ESG ist ein Framework und bewertet Unternehmen bzw. Fonds nach Kriterien in den Kategorien Environmental (Umwelt), Social (Soziale Aspekten) und Governance (Unternehmensführung). Weiteres dazu im Überblick verschiedener nachhaltiger Investitionen.

1. Ziele und Risikobereitschaft festlegen

Wie immer solltest du dich zunächst fragen, welches Ziel du verfolgst. Die Rendite bei nachhaltigen ETFs ist besser oder zumindest vergleichbar mit konventionellen ETFs - solange die richtige Auswahl getroffen wird. Denn je nach Anlagefokus können auch einzelne nachhaltige ETFs schlechter performen.

Zunächst solltest du dich entscheiden, ob du einen breit aufgestellten und gut diversifizierten ETF oder lieber einen sehr spezifischen ETF, z.B. für eine bestimmte Branche wie Solarenergie finden möchtest. Erstere sind durch die Streuung generell mit geringerem Risiko verbunden. Bei Branchen-ETFs kannst du hingegen stärker vom Wachstum der jeweiligen Branche profitieren, falls sich die Branche denn gut entwickelt.

Diversifizierter nachhaltiger ETF

Diese sind gut geeignet für einen Großteil deines Portfolios, bei dem du mit überschaubarem Risiko am weltweiten Wirtschaftswachstum partizipierst.

Durch Nachhaltigkeitskriterien investierst du zudem in die Unternehmen, die Vorreiter im nachhaltigen und ethischem Handeln (in ihrer Branche) sind. Hier bietet es sich entsprechend an, einen weltweiten und branchenübergreifenden Index als Grundlage zu nutzen. Beispiele und Filterkriterien dafür klären wir weiter unten.

Branchen ETFs: Mehr Rendite bei höherem Risiko?

Manche Branchen und Unternehmen haben das Potenzial sich besonders gut zu entwickeln, also stärker zu wachsen als die allgemeine weltweite Wirtschaftsleistung.

Potenzial für großes Wachstum, heißt allerdings nicht, dass dieses auch eintreten muss. Politik, technologischer Fortschritt und gesellschaftliche Akzeptanz können sich innerhalb von Jahrzehnten ändern und somit auch einzelne Branche auf- oder abwerten.

Dieses Risiko muss dir bewusst sein. Entsprechend sollten solche Branchen-ETFs kleinere Positionen in deinem Portfolio ausmachen.

Welche ETFs haben denn aber jetzt besonders viel Potenzial?

Ehrlich gesagt, wäre jede Aussage nach dem Schema: „Branche XYZ wird stärker wachsen als die Weltwirtschaft“ spekulativ. Daher möchte ich kurz darstellen, wie ich für mich relevante, nachhaltige Branchen-ETFs aussuche.

Ich schaue mir dafür die heutige Problemseite an und überlege, welche Lösungen dafür in Zukunft eine Rolle spielen könnten. Zudem helfen mir die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs; Sustainable Development Goals) [2] und der daraus ableitbare gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel.

17 SDGs (Sustainable Development Goals)

Für den Branchen-Fokus überlege ich, welche Branchen besonders relevant bei der Lösung der Klimakrise und deren Folgen sind und zu Beginn auch in vielen Ländern mit Subventionen rechnen können. Also vor allem den Umweltaspekt (Environment) in ESG betreffen und jeweils mehrere der SDGs. [3]

Hier einige Beispiele zu nachhaltigen Branchen-ETFs.

  • Klimaerwärmung führt zu Wassermangel → Clean Water ETFs
  • Rohstoffknappheit und Müllproblem → Circular Economy, Recycling ETFs
  • Energiebedarf steigt und muss CO₂ arm gedeckt werden → Clean Energy ETFs, Solar ETFs, Wind Energy ETFs
  • Die Industrie und Logistik basiert auf fossilen Brennstoffe → Wasserstoff ETFs
  • Elektrifizierung vieler Bereiche zur Emissionsvermeidung → E-Mobilität ETFs, Halbleiter ETFs
  • Biodiversität nimmt ab → Biodiversity ETFs

Für ETFs mit sozialen Faktoren kannst du ähnlich vorgehen, auch wenn hier die Auswahl nochmal kleiner ist. Insbesondere für das Thema Inklusion und Diversity gibt es spezialisierte ETFs.

ESG-ETFs in Emerging Markets: Die Emerging Markets sind Regionen, die besonders starken Wirtschaftswachstum erwarten und im Vergleich zu Industrienationen noch weniger entwickelt sind. Es kann also auch Sinn ergeben, ESG-ETFs in Emerging Markets zu nutzen. Hier wird viel Infrastruktur neu aufgebaut und wenn dies so geschieht, dass Nachhaltigkeit dabei stärker einbezogen wird, ergibt dies auch wirtschaftlich für die Vorreiter-Unternehmen Sinn.

2. Informationsquellen und Filterkriterien nutzen

Soweit so gut. Nachdem wir Kriterien und ggf. Branchen oder Fokusthemen identifiziert haben, gilt es jetzt, die spezifischen ETFs zu finden.

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ETF-Anbieter im Vergleich
Neben den unten genannten Kriterien der ETFs (z.B. Ausschluss von fossiler Energie), hat das Stimmrecht einen großen Einfluss!

Die ETF-Anbieter erhalten die Stimmrechte für die Aktien im ETF. Und damit können Sie Einfluss auf die Unternehmensführung nehmen.

Black Rock, einer der größten ETF Anbieter, mit der Marke iShares stimmt dabei zu 76% gegen nachhaltige Entscheidungen. Besser machen es BNP Paribas, Robeco oder Amundi. Mehr dazu im Rating von der NGO ShareAction.

Informationsquellen

Diese Portale nutze ich, gerne. Du kannst darüber hinaus natürlich auch direkt bei deinem Broker (z.B. finanzen.net zero↗ oder Smart Broker↗) oder den ETF-Anbietern (z.B. Xtrackers, iShares) suchen. Ich finde eine übergreifende Auflistung allerdings hilfreicher.

  • Erster Überblick und Filter: Kein Geheimtipp, aber dennoch sehr nützlich, ist das Informationsportal justETF (gehört zum Broker Scalable Capital). Hier erhältst du einen guten ersten Überblick über ETFs und kannst nach ersten Kriterien filtern.
  • Fokus Nachhaltigkeit: In der Fondsdatenbank meinFairmögen und faire-fonds.de erhältst du einen guten Überblick über die kontroversen Unternehmen im jeweiligen ETF. Zudem kannst du über Positiv- oder Ausschlusskriterien ETFs filtern (z.B. alle Kohleunternehmen raus). Bedauerlicherweise sind hier noch nicht alle ETFs bewertet und aufgeführt.
  • Gute Mischung aus Nachhaltigkeit und finanziellen Kennzahlen: Mit FondsWeb hast du eine Möglichkeit nach finanziellen Kennzahlen (z.B. laufenden Kosten) und dem ISS ESG Nachhaltigkeitsrating zu filtern.

Nachhaltige Filterkriterien

Die Portale kannst du nun nutzen, um nachhaltige ETFs zu finden.

Nachhaltige ETFs bei justETF

Nutze die Filteroption „Nur nachhaltige ETFs“ bei justETF. Leider wird nicht aufgeführt, was das Portal darunter versteht. Auf Nachfrage [7] wurde mir mitgeteilt, dass es sich um Artikel 8 und Artikel 9 Fonds nach EU-Offenlegungsverordnung handelt. Insbesondere Artikel 8 stellen allerdings eine sehr geringe Hürde dar. [4] Deswegen lohnt ein Blick auf genauere Kriterien

Bessere Nachhaltigkeitskriterien bei meinFairmögen und faire-fonds.de

Auf faire-fonds.de und meinFairmögen kannst du ganz konkret mittels Nachhaltigkeitskriterien filtern und Fonds, die Unternehmen mit kontroversen Geschäftspraktiken haben, ausschließen.

🤓
Tipp: bei meinFairmögen ist die Suchfunktion nicht so super. Daher gib am besten die ISIN eines ETFs direkt in der URL ein, z.B. meinfairmoegen.de/fonds-datenbank/fonds-detailseite/isin/NL0000289783z, wobei NL0000289783z die ISIN ist.
Beispielbewertung eines ETFs bei meinFairmögen

Von Umweltkriterien (z.B. keine Kohle) über Soziales und Ethik (z.B. keine Menschenrechtsverletzungen) bis hin zu Unternehmensführung (z.B. keine Korruption) kannst du verschieden Kriterien bewertet sehen.

Anlagerichtlinien und Unternehmen prüfen

Wenn du genau herausfinden willst, wie die jeweiligen Index-Anbieter (z.B. MSCI) Nachhaltigkeit berücksichtigen, kannst du in die Anlagerichtlinien des zugrundeliegenden Index schauen (z.B. MSCI World SRI).

💡
Index-Anbieter ≠ ETF-Anbieter. Der Index wird z.B. von MSCI erstellt. ETF Anbieter bilden dann diesen Index nach (z.B. iShares). Wichtig für die Nachhaltigkeitskriterien ist also der zugrundeliegende Ansatz von Index-Anbieter.

Finanzielle Filterkriterien

Zuletzt müssen wir natürlich auch noch prüfen, ob es rein finanziell Sinn ergibt, in einen ETF zu investieren. Wie gesagt, solltest du dir bereits Gedanken über deine Risikobereitschaft und Diversifikation gemacht haben, allerdings gibt es noch wichtige Faustregeln:

  • Fondsvolumen: kleine Fonds laufen eher Gefahr, aufgelöst zu werden. Du erhältst in dem Fall dein Kapital zurück, musst es aber dann anders investieren und dafür ggf. Gebühren zahlen. Ab etwa 100 Mio. Euro Fondsvolumen gilt dieses Liquidationsrisiko als sehr gering. [5] Insbesondere bei jungen Branchen-ETFs ist dies nicht immer gegeben.
  • Replikationsart: hier empfehle ich die physische (vollständig oder sampling) Replikationsmethode. Dies bedeutet, dass auch tatsächlich die Aktien des Mutterindexes (vollständig oder eine Auswahl der wichtigsten Aktien) im ETF enthalten sind. Bei der synthetischen Replikationsart wird kurz gesagt zwar versucht, die Wertentwicklung des Indexes nachzubilden, dies geschieht aber teils über Swap-Geschäfte, um Kosten zu sparen. [6]
  • Laufende Kosten bzw. TER (Total Expense Ratio; Gesamtkostenquote): ETFs sind vor allem sinnvoll, da sie geringe Kosten, oder auch TERs, haben. Daher sind Kosten unter 1% zu empfehlen, ganz oft sind sogar weniger als 0,5% möglich.

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3. In nachhaltigen ETF investieren

Vor der Investition solltest du noch einmal final überlegen: trifft der ETF auf die Kriterien zu, die du zu Beginn definiert hast? Wie groß ist die Diversifikation, welche Performance erwarte ich und was sind die Kosten? Ist der ETF-Emmittent nachhaltig?

Kannst du hinter die Kriterien einen Haken setzen, ist der letzte Schritt folglich in den ETF oder die ETFs zu investieren. Falls du schon einen Broker hast, kannst du entweder noch nach den Brokern filtern (z.B. auf justETF) oder direkt bei deinem Broker nach dem ETF suchen.

Falls du noch keinen Broker hast, kannst du dir bei einem der Broker (hier unsere Broker-Empfehlungen) Konto eröffnen. Bei vielen Anbietern geht dies kostenlos und innerhalb von 10 Minuten. Auch der Kauf der ETFs ist vielmals kostenlos (als Sparplan) oder sehr günstig (z.B. 1€ pro Transaktion).

Ich hoffe, die Tipps helfen dir. Bei Fragen melde dich gerne bei mir und ansonsten Augen auf bei der ETF-Wahl.

Übrigens: wir stecken viel unbezahlte Arbeit in kīnu. Um zumindest die Kosten (Server, Mails, etc.) zu decken, freuen wir uns über deine Hilfe. Im Schnitt reichen schon 3€. Du bist toll? Du bist toll! 💝

Kleingedrucktes und weiterführende Infos

  1. 9.537 ETFs gab es laut Statista im Jahr 2022
  2. Die 17 SDGs der Vereinten Nationen
  3. Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung legt dar, welche Transformationsbereiche identifiziert und auf welche der SDGs diese jeweils einzahlen
  4. Nach EU-Offenlegungsverordnung (auch Sustainable Finance Disclosure Regulation - SFDR) müssen Artikel 8 Fonds ESG-Kriterien berücksichtigen. Wie genau sie das tun, ist für die Kennzeichnung als „nachhaltig“ irrelevant. Artikel 9 Fonds müssen ein konkretes Nachhaltigkeitsziel (z.B. die Reduktion von CO₂ im Vergleich zum Mutterindex) verfolgen. Die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA erwägt Artikel 8 Fonds nicht mehr als „nachhaltig“ zu deklarieren. Eine gute Beschreibung dazu gibt es im EcoReporter. Über 53% aller Fonds waren laut Finanzen.net Ende 2022 nach Artikel 8 oder Artikel 9 eingestuft.
  5. Eine Erklärung liefern Finanzfluss und justETF
  6. Eine Erklärung zu den Replikationsmethoden gibt justETF
  7. Antwort von justETF auf die Nachfrage von kīnu.earth: "Bei der Filteroption „Nur nachhaltige ETFs“ beziehen wir uns auf die Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte (Sustainable Finance Disclosure Regulation - SFDR) der Europäischen Union.
    Konkret werden alle ETFs, die eine SFDR-Klassifizierung nach Artikel 8 oder 9 aufweisen, in unserer Suche als nachhaltig eingestuft.
    - Artikel 8: Produkte, die im Rahmen ihrer Anlagestrategie ESG-Kriterien verbindlich berücksichtigen
    - Artikel 9: Produkte, die im Rahmen ihrer Anlagestrategie ein konkretes nachhaltiges Ziel verfolgen (z.B. Reduktion von CO2-Emissionen um einen bestimmten Prozentsatz im Vergleich zum Ausgangsindex)
    In der Tat könnte diese Information transparenter auf unserer Website kommuniziert werden. Wir nehmen diesen Punkt gerne auf.
    "

Alle Links abgerufen am 27.04.2023


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