Was sind Green Bonds und sollte ich investieren?
Green Bonds verbinden positive Wirkung und finanzielle Sicherheit. Wir schauen uns Rendite, Nachhaltigkeit und Beispiele grüner Anleihen an.
Der erste Green Bond wurde erst 2007 von der Weltbank herausgegeben. Seitdem wächst der Markt etwa um 50% jährlich. [1] Daher wollen wir uns anschauen, was dahinter steckt und ob sich eine Investition sowohl für die Welt als auch den Geldbeutel lohnt.
Übrigens gibt es neben Green Bonds auch Social Bonds und Sustainability Bonds. Wir fokussieren uns hier auf die Green Bonds, wobei die meisten Aussagen ebenso auf Social Bonds und Sustainability Bonds zutreffen.
1. Was sind Green Bonds?
2. Was sind Vor- unt Nachteile von Green Bonds?
3. Wer gibt Green Bonds aus?
4. Wie kann ich in Green Bonds investieren?
Was sind Green Bonds?
Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich bei Green Bonds um nachhaltige Anleihen (Bonds heißt Anleihe). Die Anleihen werden also zur Finanzierung nachhaltiger Projekte genutzt. Aber kurz einen Schritt zurück.
Was ist eine Anleihe?
Eine Anleihe ist eine Art von Wertpapier, das von Unternehmen oder Regierungen ausgegeben wird, um Kapital zu beschaffen. Der Emittent (z.B. das Unternehmen oder der Staat) verspricht das aufgenommene Kapital zu einem festgelegten Zeitpunkt zurückzuzahlen und während der Laufzeit der Anleihe Zinsen zu vergeben.
Anleihen werden normalerweise an der Börse gehandelt, was bedeutet, dass du sie kaufen oder verkaufen kannst, ähnlich wie du Aktien kaufst oder verkaufst.
Was sind Green Bonds bzw. grüne Anleihen?
Das Kapital aus Green Bonds soll lediglich mit positiver Umwelt- oder Klimaauswirkungen investiert werden, wie zum Beispiel in erneuerbare Energieprojekte, energieeffiziente Bauprojekte, nachhaltige Landwirtschafts- und Forstwirtschaftsinitiativen oder saubere Verkehrsprojekte.
Allerdings ist der Begriff Green Bond oder nachhaltige Anleihe nicht geschützt. Um sicherzugehen, dass es wirklich nachhaltige Projekte sind, werden Green Bonds oft von unabhängigen Organisationen zertifiziert. Die wichtigsten sind:
- Green Bond Principles von der ICMA: Die Leitlinien für grüne Anleihen der International Capital Market Association (ICMA) sind vor allem in Europa am stärksten verbreitet.
Die vier Säulen der Green Bond Principles von der ICMA
- Verwendung der Mittel: Der Emittent muss transparent darlegen, wie die Mittel aus der grünen Anleihe verwendet werden, und sicherstellen, dass sie für Projekte eingesetzt werden, die einen positiven Umweltnutzen haben.
- Prozess für die Projektbewertung und Auswahl: Der Emittent muss einen klaren Prozess für die Bewertung und Auswahl der Projekte haben, die mit den Mitteln aus der grünen Anleihe finanziert werden sollen.
- Management der Mittel: Der Emittent muss sicherstellen, dass die Mittel aus der grünen Anleihe getrennt von anderen Mitteln verwaltet werden und dass sie für die vorgesehenen Projekte verwendet werden.
- Berichterstattung: Der Emittent muss über die Verwendung der Mittel und die Umweltauswirkungen der finanzierten Projekte transparent berichten und sicherstellen, dass die Informationen für die Anleger zugänglich sind.
- Certified Climate Bond von der Climate Bonds Initiative: Die Climate Bonds Initiative ist eine unabhängige Organisation, die sich auf die Entwicklung von Standards und Zertifizierungen für den Markt für grüne Anleihen spezialisiert hat. [15]
- EU Green Bond Standard (EU GBS): Dies ist die weltweit erste Verordnung, die einen Standard für grüne Anleihen definiert. Der Green Bond Standard der EU soll damit Greenwashing verhindern und richtet sich nach der EU Taxonomie. Der Standard muss noch verifiziert werden und wird vermutlich 2024 in Kraft treten. [7, 8]
Um eine unabhängige Prüfung der Standards zu gewährleisten, werden häufig Secondary Party Opinions von externen Prüfungsgesellschaften eingeholt. [16]
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Was sind Vor- und Nachteile von Green Bonds?
- Vorteile von Anleihen allgemein: Anleihen bieten regelmäßige Zinszahlungen und gelten als vergleichsweise sichere Anlageform. [2,3]
- Nachteile von Anleihen allgemein: Die Renditen von Anleihen sind im Vergleich zu Aktien allerdings niedriger. Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass Emittenten dieses Geld nicht oder nicht vollständig zurückzahlen kann. [2,3]
- Vorteil von Green Bonds vs. konventionellen Bonds: Der offensichtliche Vorteil ist, dass die Green Bonds einen positiven Beitrag zur Erhaltung der Umwelt haben und durch steigende Regularien und Adaption in Zukunft weiter verbreitet sein werden. Aus finanzieller Perspektive sind Green Bonds laut Bundesbank sehr vergleichbar zu herkömmlichen Anleihen. [11] Langfristig scheinen zu sogar etwas mehr Rendite abzuwerfen. [10] Zu bedenken ist, dass grüne Anleihen ein relativ neues Finanzprodukt ist und stark wachsen, daher ist diese Aussage noch basierend auf vergleichsweise wenigen Daten.
- Nachteil von Green Bonds gegenüber anderen Bonds: Ein Nachteil ist sicherlich die Gefahr von Greenwashing, denn die oben beschrieben, sind Bewertungsrichtlinien freiwillig und wenig standardisiert. Zudem entsteht für Emittenten erhöhter Verwaltungsaufwand durch die Zertifizierung und Berichterstattung. Auch finanzieren manche Green Bonds Projekte, die wahrscheinlich auch anders finanziert worden wären.
Untersuchungen der KfW Green Bonds ergaben, dass pro 1 Mio. Euro Investition rund 800 Tonnen CO₂ Äquivalente gespart werden. [14]
Wer vergibt Green Bonds
Grüne Anleihen können von verschiedenen Emittenten ausgegeben werden, darunter Unternehmen, Regierungen, lokale Behörden, öffentliche Einrichtungen, Finanzinstitute und andere Organisationen.
Grundsätzlich kann jede Organisation, die in der Lage ist, Anleihen auszugeben, auch grüne Anleihen ausgeben. Es sind also nicht nur nachhaltige Unternehmen oder Staaten. Vielmehr ist relevant, wofür das Geld aus der Anleihe genutzt wird.
Wie kann ich in Green Bonds investieren?
Weiter unten kommt der Praxisteil. Zunächst hier aber die verschiedenen Möglichkeiten, die es gibt.
Anleihen können ähnlich wie Aktien einzeln oder gesammelt in Fonds und ETFs über die Börse gekauft werden. Auch ein direkter Kauf über Plattformen oder den Emittenten ist möglich:
Wie Privatinvestor*innen Anleihen kaufen können
- Kauf von Anleihen direkt von Emittenten: Einige Emittenten bieten Anleihen direkt zum Kauf an, entweder über ihre eigene Website oder über eine Drittplattform.
- Anleihen über Broker an der Börse kaufen: bereits ausgegebene Anleihen können über die Börse gehandelt werden.
Unsere Broker-Empfehlungen
Wir empfehlen generell Smart Broker* und Trade Republic* aufgrund der geringen Gebühren. Die Auswahl an Anleihen ist hier allerdings beschränkt. Die meisten Anleihen kannst du bei den kleineren Brokern über Anleihen-ETFs kaufen (s.u.)
- Plattformen für Green Bonds: meistens spezialisiert auf die Finanzierung einzelner (vergleichsweise kleiner) Projekte über grüne Anleihen.
Plattformen für grüne Anleihen
- Anleihen in Fonds und ETFs: Fonds und ETFs bündeln verschiedene Anleihen, um das Risiko zu streuen und eine breitere Diversifikation zu erreichen. Anleger können Anteile an Investmentfonds oder ETFs kaufen und somit indirekt in Anleihen investieren.
Wiederholung: was sind Fonds und ETFs
Fonds bündeln Aktien und/oder Anleihen von unterschiedlichen Emittenten und können z.B. einen Fokus auf bestimmte Branchen oder Länder haben. ETFs bilden automatisch (also ohne, dass jemand aktiv Aktien auswählt) bestimmte Fonds nach, z.B. die größten Unternehmen eines Landes. Mehr Details und wie diese nachhaltig wirken können, findest du hier.
Green Bonds kaufen in der Praxis
In der Regel werden Anleihen (somit auch grüne Anleihen) in einer Stückelung ab 100.000€ verkauft. Da ich annehme, dass das vielleicht eine Hausnummer zu viel ist, folgen nun andere Möglichkeiten in Green Bonds zu investieren.
Green Bonds über die Börse kaufen
Die beste Übersicht für Green Bonds bietet die Datenbank der Börse Frankfurt. Die jeweiligen Anleihen kannst du dann in deinem Broker suchen (und hoffentlich finden).
Green Bonds Fonds finden:
Fonds mit verschiedenen Anleihen sind (nach meiner Wahrnehmung) schwieriger zu finden als einzelne Bonds oder Bonds-ETFs. Ein hilfreiches Portal ist FondsWeb (dieser Link hat passende Filterkriterien gesetzt). Hier kannst du nach Rentenfonds mit nachhaltiger Zielsetzung suchen.
ETFs mit nachhaltigen Anleihen
Das Portal justETF bietet einen guten Überblick. Du kannst nach ETFs mit Anleihen und Nachhaltigkeit filtern. Dieser Link hat passende Filter gesetzt.
Sowohl für Fonds als auch ETFs lohnt sich zudem ein Blick zu weiteren Datenbanken, um die Nachhaltigkeit besser einschätzen zu können. (Wirklich) nachhaltige Fonds sind zum Beispiel über das FNG-Siegel zu finden. In der Datenbank von FNG kannst du nach Anleihen suchen. Zudem sind meinFairmögen und faire-fonds.info hilfreich für die Bewertung der Nachhaltigkeit.
Plattformen mit direkter Investition
Für einen viel direkter ersichtlichen Impact der Investitionen gibt es noch Plattformen, die sehr kleine Anleihen vermitteln. Hier kannst du direkt das Projekt sehen, in welches das Geld fließt. Bedenke jedoch, dass hier häufig ein höheres Ausfallrisiko herrscht - dafür kannst du auch höhere Zinsen erwarten.
Hier sind zwei Plattformen über welche du in Green Bonds investieren könntest:
👉 Weiterlesen: Mein Erfahrungsbericht zu Econeers
👉 Weiterlesen: Mein Erfahrungsbericht zu WiWin
5 Beispiele für Green Bonds
- Grüne Bundeswertpapiere von Deutschland: im Rahmen des Klimaschutzprogramm 2030 vergibt Anleihen, die für nachhaltige Infrastrukturprojekte. Die Anleihen haben meistens eine Laufzeit von 10 Jahren. [4, 5, 6]
- KfW Green Bonds: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt seit 2015 Green Bonds und plant für 2023 ein Volumen dieser grünen Anleihen von bis zu 2,5 Mrd. Euro. Sie ist damit die größte deutsche Emittentin für Green Bonds. Diese Bonds schließen Kernenergie und Kohle aus und orientieren sich an den Green Bond Prinicples der ICMA. [9, 10] In der Auflistung der Green Bonds der Börse Frankfurt findest du nachhaltige Anleihen der KfW.
- Green Bond der RWE AG: Um zu zeigen, dass Green Bonds auch von Unternehmen oder Staaten vergeben werden können, die ansonsten nicht mit Nachhaltigkeit glänzen, habe ich dieses Beispiel gewählt. Hier hat der (fossile) Energiekonzern eine Anleihe über 600 Mio. Euro bis 2033 ausgegeben, die genutzt werden soll, um Wind- und Solarenergieprojekte zu refinanzieren. [12]
- EU Green Bonds: Das sind alle Green Bonds, die sich nach dem EU Green Bond Standard (EU GBS) richten. Beispielsweise vergibt die Europäische Investment Bank (EIB) mit ihren Climate Awareness Bonds in Zukunft EU Green Bonds. [13]
- Grüne Anleihen über Plattformen wie WiWin* oder econeers*: Bei diesen Anbietern gibt es in der Regel deutlich höhere Zinszahlungen, allerdings in der Regel auch bei mehr Risiko. Dafür ist der Impact der Investition sehr verständlich aufbereitet.
So viel zu den Green Bonds. Ich hoffe, der Artikel ist dir eine Hilfe! Bei Fragen kannst du dich gerne jederzeit melden.
Also, Augen auf bei der Anleihen-Wahl und viele Grüße
Philip von kīnu
Kleingedrucktes und weiterführende Infos
- NN IP-Prognose: Globaler Green-Bonds-Markt wächst bis 2023 auf 2 Billionen Euro: IPE D.A.CH
- Businessinsider: Anleihen kaufen: Das sind die Vor- und Nachteile
- Weltsparen: Anleihen als Geldanlage: Funktion, Rendite und Risiko
- Grüne Bundeswertpapiere - Deutsche Finanzagentur
- Bundesfinanzministerium - Grüne Bundeswertpapiere
- Mittelverwendung - Deutsche Finanzagentur
- Vorläufige politische Einigung über europäische grüne Anleihen erzielt - KPMG
- Legislators strike deal on new standard to fight greenwashing in bond markets | European Parliament
- Das Green Bond Portfolio der KfW | KfW
- Green Bonds: Nutzen grüne Anleihen Investoren und der Umwelt? - Handelsblatt Today
- Green Bond Monitor (bundesbank.de)
- RWE-Green-Bond-Framework
- Climate Awareness Bonds (CAB)
- So viel CO2 sparen die KfW-Green-Bonds ein (ecoreporter.de)
- Climate Bonds Initiative | Mobilizing debt capital markets for climate change solutions
- Second-Party Opinions (sustainalytics.com)
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