7 Zeichen für Greenwashing

Nicht auf Greenwashing hereinfallen mit diesen 7 Anzeichen für Grünfärberei. Wie du wirklich nachhaltige Produkte und Unternehmen erkennst.

7 Zeichen für Greenwashing

Rund 63% der Deutschen ist skeptisch gegenüber Nachhaltigkeitsangaben von Unternehmen. [3] Mit anderen Worten: sie befürchten Greenwashing. Und das zu Recht, denn das Problem der Grünwäscherei ist auf dem Vormarsch. Deswegen gibt es hier 7 Merkmale von Greenwashing, die du einfach erkennen kannst.

Einführung: Taktiken des Greenwashings

Wir nutzen hierfür die weit verbreiteten 7 Sünden des Greenwashings (7 Sins of Greenwashing). Ursprünglich wurden sechs davon von der kanadischen Umwelt-Marketingagentur TerraChoice entworfen - diese haben mittlerweile aber auch Eingang in den wissenschaftlichen Diskurs gefunden. [1,2]

Die 7 Sünden des Greenwashings sind Merkmale von falschen oder irreführenden Behauptungen, die Unternehmen nutzen, um ihre Produkte oder Dienstleistungen als umweltfreundlicher darzustellen als sie tatsächlich sind.


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Der versteckte Kompromiss (Sin of the Hidden Trade-Off)

  • Erklärung: Bei einem Produkt oder einem Unternehmen wird ein nachhaltiger Aspekt hervorgehoben, dafür aber negative Aspekte unterschlagen.
  • Beispiel: Ein Unternehmen hebt hervor, dass Einwegteller aus recyceltem Material hergestellt wird, aber unterschlägt die Tatsache, dass es in einer Fabrik hergestellt wird, die mit fossilen Brennstoffe betrieben wird und ein langer Flugtransport nötig ist. Und natürlich auch, dass Einwegteller an sich natürlich viel vermeidbaren Müll produzieren.+

Dieses Greenwashing-Anzeichen ist laut TerraChoice am stärksten verbreitet. Und auch im Alltag lässt es sich immer wieder beobachten. Noch extremer wird es natürlich, wenn man über Umweltaspekte hinausgeht und überlegt, dass ein nachhaltiges Produkt auch mit Menschenrechtsverletzungen produziert werden kann.

Keine Beweise (Sin of No Proof)

  • Erklärung: Eine Sünde, bei der ein Unternehmen behauptet, dass ein Produkt umweltfreundlich ist, ohne Beweise dafür zu liefern.
  • Beispiel: Ein Unternehmen behauptet, dass sein Produkt biologisch abbaubar ist, ohne Beweise dafür zu liefern.

Laut der Studie tritt dieses Anzeichen für Greenwashing am zweithäufigsten aus. Das verdeutlicht die Problematik, dass Nachhaltigkeit kein geschützter Begriff ist und somit viel Interpretationsspielraum offen lässt.

Um dem zu entgehen werden übrigens auch oft falsche Zertifikate als Beweis angeführt (mehr dazu im 4. Greenwashing Merkmal)

Vage Behauptungen (Sin of Vagueness)

  • Erklärung: Greenwashing mit vagen Behauptungen tritt ein, wenn ein Unternehmen allgemeine oder unklare Aussagen über die Umweltfreundlichkeit eines Produkts macht.
  • Beispiel: Ein Unternehmen behauptet, dass sein Produkt "grün" ist oder "die Umwelt schützt", ohne weitere Details zu nennen.

Dieses Merkmal wird am dritthäufigsten zum Greenwashing genutzt und lässt sich ebenfalls durch den ungeschützten Begriff Nachhaltigkeit oder grün nur schwer bekämpfen. Allerdings ist Greenwashing in dieser Form einfach zu enttarnen, denn ohne Erklärung, was mit der Aussage gemeint ist, ist diese in der Regel wertlos.

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Falsche Zertifizierungen (Sin of Woshipping False Labels)

  • Erklärung: Wenn Unternehmen falsche Zertifizierung oder eigene Zertifizierungen verwenden, um den angeblichen Umweltschutz des Produktes zu belegen.
  • Beispiel: Ein Unternehmen nutzt ein Zertifikat eines Anbieters, der in Abhängigkeit zu dem Unternehmen steht (z.B. finanziell), wodurch das Unternehmen Einfluss auf die Zertifizierung nehmen kann.

Diese Art des Greenwashings ist leider sehr schwer zu identifizieren. Denn es gibt viele Labels und Zertifikate, die tatsächlich sinnvoll sind. In der Regel kann die Reputation eines Zertifikats allerdings durch eine einfache Suche gefunden werden. Auch lohnt es sich die Kriterien anzusehen - oftmals sind diese bei falschen Zertifikaten sehr lasch oder nicht offen gelegt.

Irrelevante Behauptungen (Sin of Irrelevance)

  • Erklärung: Eine Greenwashing-Taktik in denen korrekte aber irrelevante Tatsachen als Vorteil und Beweis der Nachhaltigkeit eines Produktes genutzt werden
  • Beispiel: Ein Lebensmittel wird mit “frei von Gentechnik” beworben, obwohl gesetzlich vorgeschrieben ist, dass für diese Lebensmittel Gentechnik verboten ist (und somit auch alle anderen Produkte frei von Gentechnik sind)

Um diese Maßnahme zu identifizieren, lassen sich die Regulatorik suchen. Ist Gentechnik in Käse in Deutschland erlaubt? Oder ist FCKW in Kühlschränken verboten? Diese Antwort zeigt direkt, ob es wirklich ein nachhaltiges Alleinstellungsmerkmal des Produkts ist oder nur plumpes Greenwashing.

Kleineres Übel (Sin of Lesser of Lesser of Two Evils)

  • Erklärung: Eine wahre Behauptung, dass ein Produkt umweltfreundlicher ist als andere Produkte in derselben Kategorie, ohne zu hinterfragen, dass die Kategorie als solche umweltschädlich ist.
  • Beispiel: Eine Fluglinie wirbt damit, dass sie umweltfreundlicher sind als andere Airlines, während dieselbe Strecke mit dem Zug die beste Variante wäre.

Um diese Greenwashing-Taktik zu erkennen, lohnt es sich zunächst das Ziel vor Augen zu führen. Im Beispiel wäre das der Transport von A nach B oder bei Einweggeschirr wäre es die Möglichkeit zu haben Essen zu konsumieren. Dann kannst du dich fragen, welche Möglichkeiten es gibt dieses Ziel zu erreichen und welches davon die nachhaltigste ist. Und erst dann ergibt ein Vergleich innerhalb dieser Kategorie Sinn. Und dann vergleichst du vermutlich direkt verschiedene Zug- oder Busanbieter statt Airlines. Das Greenwashing der Fluglinie hat dann keinen Effekt.

Geflunker (Sin of Fibbing)

  • Erklärung: Falschaussagen, die zum Greenwashing genutzt werden.
  • Beispiel: Ein Unternehmen produziert Kleidung mit der Angabe “Made in Portugal”, während die Ware tatsächlich aus China stammt

Geflunker als Übersetzung der Sin of Fibbing klingt eigentlich zu nett für den Schaden, der damit verursacht wird. Denn hier haben Käufer*innen keine Chance, durch gute Recherche das Greenwashing zu erkennen. Und wie realitätsnah diese Greenwashing-Taktik ist, zeigt Dieselgate bei dem verschiedene Autohersteller schlichtweg bei den Emissionswerten betrogen haben.

Woran erkenne ich Greenwashing?

Ich hoffe, dir haben die Tipps oben geholfen. Dies sind die klassischen Techniken, die Unternehmen für Ihr Greenwashing nutzen. Weitere Tipps findest du in diesem Video

Auch bei deinen Finanzen und Investitionen ist Greenwashing eine große Gefahr. Wie du wirklich nachhaltig investierst und eine grüne Bank findest, kannst du bei kinu.earth nachlesen.

Ich hoffe, dir haben die Tipps geholfen. In dem Sinne, Augen auf bei Greenwashing-Gefahr

Dein Philip von kinu

Kleingedrucktes und weiterführende Infos

  1. Die sechs Sünden des Greenwashings von TerraChoice
  2. Die sieben Sünden des Greenwashings vom University College Cork
  3. Statista