Ausschlusskriterien im Finanzbereich: Definition und Bedeutung für ESG
Um Nachhaltigkeit und ethisches Handeln bei Investitionen zu berücksichtigen, erhalten Ausschlusskriterien eine zunehmend bedeutende Rolle. Besonders im Rahmen von ESG-Strategien (Environmental, Social, Governance) haben sie sich als unverzichtbares Instrument etabliert.
Ausschlusskriterien, auch als K.O.-Kriterien bekannt, sind spezifische Anforderungen, deren Nichterfüllung zum Ausschluss von Angeboten oder Investitionen führt. Diese Kriterien werden häufig in der nachhaltigen Geldanlage verwendet, um Unternehmen auszuschließen, die gegen ökologische, soziale oder ethische Standards verstoßen.
- Ausschlusskriterien definieren, in welche Unternehmen oder Branchen nicht investiert wird. Häufige Ausschlusskriterien betreffen Waffen, Tabak, fossile Brennstoffe und Kinderarbeit.
- Im ESG-Kontext dienen sie als Grundlage für weitergehende Nachhaltigkeitsstrategien. Sie sind ein zentrales Instrument des nachhaltigen Investierens.
- Ausschlusskriterien sollen die Unternehmensführung und ganze Branchen beeinflussen. Es gibt jedoch Kritik an der Wirksamkeit und möglichen unbeabsichtigten Folgen
Was sind Ausschlusskriterien?
Ausschlusskriterien, auch Negativkriterien genannt, sind ein wesentliches Instrument des nachhaltigen Investierens und der ESG-Integration. Sie definieren, in welche Unternehmen, Branchen oder Länder nicht investiert werden soll.
Das Ziel ist es, Investitionen in Aktivitäten oder Unternehmen zu vermeiden, die als unethisch, umweltschädlich oder sozial unverantwortlich angesehen werden.
Die Grundidee hinter Ausschlusskriterien
Die Grundidee ist einfach: Wenn Investoren ihr Geld aus bestimmten Bereichen abziehen, üben sie Druck auf Unternehmen aus, ihre Praktiken zu ändern. Denn diesen Unternehmen fällt es dann schwieriger sich zu finanzieren.
Gleichzeitig vermeiden Anleger, von Aktivitäten zu profitieren, die sie als moralisch verwerflich betrachten. Im ESG-Kontext bilden Ausschlusskriterien oft die Basis für weitergehende Nachhaltigkeitsstrategien.
Häufige Ausschlusskriterien
Zu den am häufigsten angewandten Ausschlusskriterien gehören:
- Rüstungsindustrie: Viele Anleger möchten nicht in Unternehmen investieren, die Waffen oder Waffensysteme herstellen.
- Tabakindustrie: Aufgrund der gesundheitlichen Risiken wird die Tabakindustrie oft ausgeschlossen.
- Fossile Brennstoffe: Im Kampf gegen den Klimawandel schließen viele Fonds Unternehmen aus, die stark in fossile Brennstoffe involviert sind.
- Kinderarbeit: Unternehmen, die Kinderarbeit in ihrer Lieferkette dulden, werden häufig ausgeschlossen.
- Atomkraft: Aufgrund der potenziellen Risiken und der Entsorgungsproblematik schließen viele nachhaltige Fonds Atomkraftwerke aus.
- Glücksspiel: Die sozialen Folgen von Glücksspiel führen oft zum Ausschluss dieser Branche.
- Pornografie: Aus ethischen Gründen wird die Pornoindustrie häufig ausgeschlossen.
Vor- und Nachteile von Ausschlusskriterien für nachhaltige Investitionen
Ausschlusskriterien sind ein fundamentaler Baustein des nachhaltigen Investierens und der ESG-Integration.
Vorteile von Ausschlusskriterien im ESG-Kontext
- Klarheit: Ausschlusskriterien sind einfach zu verstehen und umzusetzen.
- Wertorientierung: Sie ermöglichen es Anlegern, ihre persönlichen Werte in ihren Investitionen widerzuspiegeln.
- Signalwirkung: Durch den Ausschluss bestimmter Branchen oder Unternehmen senden Investoren ein klares Signal an den Markt.
- Risikominimierung: Ausschlusskriterien können helfen, bestimmte Reputations- und Regulierungsrisiken zu vermeiden.
- ESG-Basis: Sie bilden oft die Grundlage für weitergehende ESG-Strategien.
Kritikpunkte
Kritik an den K.O.-Kriterien umfasst folgende Punkte:
- Verpasste Chancen für Engagement: Shareholder Activism ermöglicht es Investoren, aktiv in den Dialog mit Unternehmen zu treten und Veränderungen von innen heraus zu fördern. Im Gegensatz dazu können Ausschlusskriterien dazu führen, dass Investoren die Möglichkeit verlieren, Einfluss zu nehmen und Unternehmen zu motivieren, ihre Praktiken zu verbessern.
- Mangelnde Diversifikation: Wenn in einem Fonds oder ETF ganze Branchen ausgeschlossen werden, ist das Portfolio weniger diversifiziert. Dies erhöht in der Regel das Risiko. [1]
- Mangelnde Differenzierung: Kritiker argumentieren, dass Ausschlusskriterien oft zu grob gefasst sind und nicht zwischen verschiedenen Graden der Verantwortung oder der Geschäftspraktiken unterscheiden. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen, die sich in einem Übergangsprozess zu nachhaltigeren Praktiken befinden, ausgeschlossen werden, obwohl sie möglicherweise auf dem Weg der Verbesserung sind. [1]
- Komplexität der Kriterien: Die Definition und Anwendung von Ausschlusskriterien kann komplex und subjektiv sein. Dies führt oft zu Unsicherheiten darüber, welche Unternehmen tatsächlich ausgeschlossen werden sollten und welche nicht, was die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Investitionsentscheidungen beeinträchtigen kann.
- Mangelnde Effektivität: Wenn nachhaltige Fonds bestimmte Unternehmen ausschließen, können andere Anleger, denen Nachhaltigkeit weniger wichtig ist, diese Aktien kaufen. Dadurch bleiben die Aktienkurse möglicherweise stabil oder steigen sogar. Folglich übt der Ausschluss oft nicht genug Druck auf Unternehmen aus, ihre Praktiken zu verbessern. Dies stellt die Wirksamkeit von Ausschlusskriterien als Instrument für Veränderung in Frage. [1]
Einfluss von Ausschlusskriterien in der Finanzwelt
Die zunehmende Bedeutung von Ausschlusskriterien hat weitreichende Auswirkungen auf die ESG-Landschaft, die Finanzwelt und darüber hinaus.
Einfluss auf Unternehmensführung und ESG-Praktiken
In der Theorie sehen sich Unternehmen, die von Ausschlusskriterien betroffen sind, zunehmend gezwungen, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken.
Dies kann zu positiven Veränderungen in der Unternehmensführung und zu einer stärkeren Berücksichtigung von ESG-Aspekten führen. Viele Unternehmen verbessern aktiv ihre ESG-Ratings, um nicht von Investoren ausgeschlossen zu werden.
Entstehung neuer ESG-Finanzprodukte
Die Nachfrage nach Investitionen, die bestimmte Ausschlusskriterien berücksichtigen, hat zur Entwicklung einer Vielzahl neuer ESG-Finanzprodukte geführt. Von nachhaltigen ETFs bis hin zu spezialisierten Impact-Investing-Fonds – die Palette der Anlagemöglichkeiten wächst stetig.
Standardisierung von ESG-Kriterien
Die weit verbreitete Anwendung von Ausschlusskriterien hat zu Bemühungen geführt, ESG-Kriterien und -Bewertungen zu standardisieren. Dies fördert die Transparenz und Vergleichbarkeit von nachhaltigen Investments.
Beispiele von Ausschlusskriterien in der ESG-Praxis
Wie werden Ausschlusskriterien in der ESG-Praxis angewendet? Hier einige konkrete Beispiele:
Beispiel: ESG-Fonds
Viele nachhaltige Investmentfonds wenden Ausschlusskriterien als ersten Schritt ihrer ESG-Strategie an. Ein Fonds könnte beispielsweise Unternehmen ausschließen, die mehr als 5% ihres Umsatzes mit der Produktion von Tabakwaren erzielen, bevor er weitere ESG-Kriterien anwendet.
Beispiel: Staatliche Pensionsfonds
Der norwegische Staatsfonds, einer der größten Pensionsfonds der Welt, wendet strenge Ausschlusskriterien als Teil seiner ESG-Strategie an. Er hat beispielsweise Investitionen in Unternehmen ausgeschlossen, die an der Produktion von Atomwaffen beteiligt sind oder schwere Umweltschäden verursachen.
Beispiel: Grüne Anleihen
Bei der Emission von grünen Anleihen werden oft Ausschlusskriterien angewendet, um sicherzustellen, dass die aufgenommenen Mittel nicht für umweltschädliche Projekte verwendet werden. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der ESG-Bewertung dieser Anleihen.
Quellen, weiterführende Infos und Kleingedrucktes
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